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Der wissenschaftliche Beweis der Wirksamkeit der Homöopathie

Der wissenschaftliche Beweis über die Wirksamkeit der Homöopathie wird seit Jahren immer wieder geführt, nur wird darüber – andere wissenschaftliche Fakten ignorierend – nicht angemessen berichtet…

Zu Beginn ist es offensichtlich nötig, ein paar Grundlagen zu thematisieren, die anscheinend zu viele vergessen haben:

1. Wenn etwas nicht wirksamer als etwas anderes ist, heißt das nicht, dass es nicht wirksam ist.

Bewerten Sie bei den folgenden Aussagen die Wirksamkeit eines Produkts A auf einer Skala von 0 (nicht wirksam) bis 100 (immer maximal wirksam):

„A ist nicht wirksam.“ => ?

„A ist nicht wirksamer als B.“ => ?

Wenn B mit einer Wirksamkeit von 70 klassifiziert wird? => ?

Wäre dann, wenn eine grundsätzliche Wirksamkeit festgestellt wurde und damit das Fazit einer Studie lautet: „A ist nicht wirksamer als B.“ die verkürzte Aussage „A ist nicht wirksam.“ angebracht?

Ist damit eine Einigung darauf möglich, dass sich die Aussagen deutlich unterscheiden?

2. Placebo / Nocebo kann hoch wirksam sein

Studien, die sich mit Placebo- und Nocebo-Effekten beschäftigen, kommen – bei psychisch gesunden Menschen – einhellig zum Ergebnis einer grundsätzlichen Wirksamkeit.
Besonders eindrücklich wird dies in dieser Studie mit Placebo-Knie-Operationen:
http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa013259

(Aber auch allein der Glaube an Alkohol kann bereits „schön machen“… :-) )

Um diesen Effekt bei Medikamenten möglichst unberücksichtigt zu lassen, wird in der Regel versucht, statt einer generellen Wirksamkeit die „pharmakologische Wirksamkeit“ in Vergleichsstudien mit Placebo festzustellen.
Der eindeutigere Weg über Studien an nachweislich Placebo-unempfindlichen Personen, wie es z.B. Alzheimer-Patienten* oder stark depressive Personen sein könnten, ist mir bisher nicht bekannt.

Ein Artikel, der leider selbst den Fehler der mangelnden Wirksamkeits-Definition aufweist, aber einen gefälligen Überblick bietet (und für das weitere Verständnis hilfreich ist), findet sich hier:
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=34511

Wissenschaftliche Studien können daher in der Regel keine Aussage, wie: „A ist nicht wirksam.“ treffen, sondern nur „A ist nicht wirksamer als Placebo.“. (Dies ließe sich, wie erwähnt, mit Studien an Patienten* die nachweislich keinen Placebo-Effekt zeigen, vermeiden, wird aber offensichtlich bisher nicht angewendet.)

Tatsächlich lässt sich aber ein reines Placebo oder mit langfristigeren Effekten ein Getränk mit einer Homöopathie-Ähnliche Verdünnung medizinisch nachweisbar nutzen.

Ein Effekt, der zusätzlich bei der Betrachtung der Homöopathie nicht vergessen werden darf, ist der Nocebo-Effekt. Dieser kann z.B. Personen betreffen, die herkömmlichen Medikamenten und deren Nebenwirkungen negativ gegenüberstehen. Damit gäbe es für diese einen zusätzlichen Grund für die Wahl der selbst bevorzugten Homöopathie.
Auch hier ein gefälliges Beispiel, das die Wirkung sehr gut verdeutlicht: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2012/02/Dossier-Noceboeffekt

Die Wirksamkeit der Homöopathie

Nach diesen grundsätzlichen Betrachtungen (inklusive der angegebenen links) ist klarzustellen, dass bis heute keine wissenschaftliche Studie bekannt ist, die eine tatsächliche generelle Unwirksamkeit (Wirksamkeit = 0) der Homöopathie nachweisen konnte. Ohne im Einzelnen konkret auf die Schwächen und Stärken verschiedener Studien eingehen zu müssen, ergibt sich damit rein aus der Logik der Wissenschaft bereits, dass die praktizierte Homöopathie grundsätzlich „wirksam“ ist. Selbst wenn es Studien gibt, die das Fazit ziehen „Homöopathie ist nicht wirksamer als Placebo.“ bleibt doch eine Wirksamkeit, die – wie bereits die Placebo Forschung zeigt – sogar höher sein kann als eine nachgewiesene „pharmakologische Wirksamkeit“.

Fazit

Auch wenn es Studien für und gegen eine stärkere „pharmakologische Wirksamkeit“ der Homöopathie als der von Placebo gibt, bleibt doch eine tatsächlich in der Wissenschaft(!) unumstrittene grundsätzliche Wirksamkeit, die schon allein wegen der Placebo- bzw. anderweitigen Nocebo-Effekte vielfältig nützlich sein kann.

Wenn für die Besserung des Leidens eines Patienten Homöopathie (oder auch „nur“ ein Placebo) bereits „ausreichen“ und zusätzlich die wenigsten Nebenwirkungen bedeuten, warum sollte dann nur ein „pharmakologisch wirksameres“ aber schlechter verträgliches Medikament zur Anwendung kommen dürfen? Muss nicht grundsätzlich das Wohl des einzelnen Patienten* mit seinen individuellen Ängsten (Nocebo) und hilfreichen Sichtweisen (Placebo) im Vordergrund stehen? Oder provokant gefragt: ist eine komplikationsarme Placebo-OP mit der gleichen hilfreichen (!) Wirkung wie eine echte OP nicht wesentlich sinnvoller und vor allem auch hilfreicher, als gar keine?

Personen also diese für sie evtl. extrem nützliche (günstig, nebenwirkungsarm, …) „Medizin“ generell abzusprechen, oder gar zu zerstören („Homöopathie ist nicht wirksam.“), erscheint damit schon rein aus medizinischer Sicht nicht ratsam.

(Oder hier aus der Sicht eines klaren Homöopathie-Kritikers*…)

(* beliebigen Geschlechts)

Wissenschafts-Journalismus – fraglos ein Wunder

Das Wesen des Journalismus scheint die Zuspitzung zu sein und das Wesen der Wissenschaft die Differenzierung.
Wundersamer weise liest sich „Wissenschaftsjournalismus“ meist nicht als zugespitzte Differenzierung, sondern als flache Generalisierung. Gerade diese passt aber nicht zur Wissenschaft, die neben der Differenzierung noch andere Qualitäten hat, die der Journalismus nicht unbedingt zu lieben scheint.

Da wäre zum Einen das Wissen um den Zusammenhang zwischen Frage und Antwort:
Einer wissenschaftlich arbeitenden Person ist bewusst, dass ihre Frage bereits die Antwort beeinflusst und diese daher sehr gut überlegt sein muss. Was soll auch ein wohlmeinender Mensch nach der Farbe seines Autos antworten, wenn er nur die Möglichkeit zwischen schwarz und weiß angeboten bekommt aber immer nur dunkel blaue Autos gefahren ist? Ganz abgesehen davon, dass er seit drei Jahren gar keines besitzt? Oder als Hermaphrodit („intersexuell“) wenn er nur weiblich oder männlich als Geschlecht ankreuzen darf (und muss)?
Besonders verwundern dürfen dabei Studien, bei denen die Frage nicht so recht zum Thema passt. So berichtete neulich ein „Wissenschaftsjournalist“ davon, dass eine Studie gezeigt hätte, dass Männer häufiger Frauen sexuell belästigen, als Frauen Männer. Neben der unzulässigen Generalisierung und absolut undifferenzierten Aussage erstaunt aber doch, dass das biologische Geschlecht bei dieser Fragestellung eine größere Rolle zu spielen scheint, als die sexuelle Orientierung. Ein einziges großes Wunder, dass anscheinend schwule Männer häufiger Frauen sexuell belästigen als …? Oder? Tatsächlich wurde die sexuelle Orientierung an keiner Stelle erwähnt (und in der Studie wohl auch gar nicht abgefragt). So bleibt völlig im Dunkeln wie viele Antworten von „lesbischen Frauen“ oder gar „heterosexuellen Männern“ berücksichtigt wurden, wer konkret was ausgesagt hat …

Zum Anderen sei an dieser Stelle nur noch ein weiterer Punkt zum Kopfschütteln erwähnt:
Das Wissen um Forschungsmethoden. Ist es plausibel, wenn eine „Wissenschaftsjournalistin“ Bio-Tee als generell schlechter darstellt als Tee aus der Apotheke? Was ist denn besser: generelle Vermeidung vorher und Kontrolle dieser, oder alleinige Produkt-Kontrolle zum Schluss?
Ein Mensch aus der Forschung weiß, dass eine „Rückstands-Kontrolle“ nicht zeigen kann, was alles in einem Produkt ist, sondern nur Informationen dazu liefern kann, worauf getestet d.h. wonach gefragt wurde. Die Aussage über eine „Rückstands-Kontrolle“ ist ohne die detaillierte Antwort auf die zwingende Frage „Worauf?“ ein reines Werbe-Wunder. So werden Tees weder auf Rückstände aller Insekten- und Unkraut-Vernichtungsmittel, noch aller Kunstdünger getestet. Oftmals stehen für die Apotheke sogar allein die zur Zeit festgelegten „Wirkstoffe“ eines Tees im Vordergrund. Das Vorhandensein weiterer evtl. nützlicher oder gar schädlicher Stoffe wird vernachlässigt …

Eigentlich müsste „Wissenschaftsjournalismus“ die perfekte Ergänzung sein, denn Wissenschaft und Journalismus teilen eine wichtige Grundlage: möglichst genau zu Wissen, wie, in welchem Zusammenhang, wonach, mit welchen möglichen Konsequenzen, welche differenzierten Fragen zu stellen sind.

Doch so bleibt bei der Lektüre diverser Berichte über angebliche Studienergebnisse nur die Freude am großen wundern…

[Update vom 19.10.2014: Ähnliche Verwunderung wird jetzt auch in einem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung geäußert – leider macht der Journalist den Vorwurf der Wissenschaft statt der Redaktion … ;-) ]