Das Desktop Wunder Teil 1 – Welches Linux (Ubuntu?) darfs denn sein?

Auch wenn in herkömmlichen Medien äußert selten von Alternativen zu Microsoft/Windows bzw. Apple/Mac/iOS berichtet wird, gibt es wundersamer Weise doch eine Großzahl an ganz wunderbaren freien PC-Arbeitsflächen („Desktop“)…

Es gibt viele Gründe von Apple/Microsoft auf ein freies Betriebssystem umzusteigen. Bei mir stand im Vordergrund:

  1. Windows XP wurde nicht mehr unterstützt und ich war die X-te Neueinrichtung und Neuinstallation und neue Anpassung an meine Bedürfnisse und meine Arbeitsabläufe wirklich leid.
  2. Die Apple-Gängelungen waren mir zu massiv, zu teuer und die Einarbeitung in die Mac-OS-X-Besonderheiten zu anstrengend.
  3. Die halbgaren „Sicherheits-Tipps“ („Achten Sie auf einen aktuellen Virenschutz und eine Firewall“) haben mich genervt… Das Starten eines Live-Linux von einer externen DVD bringt mir einen so viel höheren Sicherheitsgewinn, dass ich natürlich das für das Online-banking genutzt habe. Dabei stellte sich mir die Frage, warum ich dieses schicke, ansprechende, unkommerzielle und kostenlose Linux nicht auch im Alltag einsetze.
  4. Mein Unix-Wissen, das ich seit meiner Zeit am MIT (1992) besitze, kann ich unter Linux auch heute noch nutzen, während ich gar nicht mehr weiß, wie oft ich von Microsoft und Apple schon zum umlernen gezwungen wurde.
  5. Als Informatiker habe ich gern ein System, dass ich an meine Bedürfnisse möglichst gut anpassen kann und dann nicht alle paar Jahre wieder erneut anpassen muss, nur um weiterhin die nötigen Sicherheitsupdates zu bekommen.
  6. Es ärgert mich, wenn mir ein Softwareunternehmen vorschreiben will, wann ich ein neues Betriebssystem kaufen und meinen alten Computer wegschmeißen soll und mir keine praktikable Möglichkeit gibt, dies zu verhindern.
  7. Ich helfe gerne und dabei unterstützt mich Freie Software optimal, während Microsoft und vor allem Apple es mir unnötig schwer machen.
  8. Wie beim Auto- oder Kleider-kauf habe ich gern eine bequeme Auswahl passend zu meinen individuellen Geschmack und meinen Interessen. Ich liebe große Speisekarten (wenn die Qualität stimmt ;-) …
  9. Ich steh auf die Philosophien der FSF.

Aus diesen Erwägungen heraus war schon mal klar, dass es ein GNU/Linux (und z.B. kein BSD) werden sollte, da es u.a. am wahrscheinlichsten bei möglichst vielen Personen läuft (Hardwareunterstützung).
Immer im Blick, wie ich mit meiner Systemwahl relativ unkompliziert evtl. auch andere unterstützen kann, hier kurz mein Blick auf verschiedene Linux-Grundgerüste:

  • Debian ist ein echtes Community Projekt das am weitesten verbreitet und mir am sympathischsten ist.
  • Fedora (war Red Hat)hängt irgendwie doch noch an einer kommerziellen Firma die sich mehr um Server als um Endnutzer kümmert und bietet keinen Langzeitsupport.
  • Suse hängt an einer kommerziellen Firma und hat mich schon Ende der 90er begleitet, ist mir allerdings nicht verbreitet genug.
  • Mandriva hängt an einer kommerziellen Firma, hat mir eine zu kleine Verbreitung und ist mir zu Französisch. ;-)
  • Ubuntu hängt an einer kommerziellen Firma (mit teilweise umstrittenen Methoden), ist allerdings auf dem Desktop am häufigsten anzutreffen, basiert auf Debian und bietet in meinem Umfeld den höchsten Komfort.

Wer sich als Minderheit immer ein wenig verlassen fühlt, kommt wohl in den meisten Fällen an Ubuntu kaum vorbei. So wäre rein für mich die Wahl klar auf Debian gefallen, im Hinblick auf die Vorlieben der Freunde, deren Rechner ich ebenfalls umstellen soll, habe ich mich nun allerdings vorerst auch für eine Ubuntu-Basis (und damit nur indirekt für Debian) entschieden. Durch mehrere umstrittene Entscheidungen der Firma hinter Ubuntu (z.B. hier, hier, hier), kann es sein, dass ich das 2014/2015 revidiere und dann doch direkt zu Debian wechsle, bin aber noch zuversichtlich, dass dies in den Geschmacksrichtungen die ich gewählt habe nicht nötig wird. Denn die Wahl der Basis ist eine Sache, aber auf diese Fundamente setzen nun noch diverse Oberflächen auf, die wiederum mehr oder weniger individuell gestaltet werden können, z.B.

  • eher Windows ähnlich:
    KDE (sehr schick und komfortabel) = Kubuntu,
    Xfce (etwas schlichter) = Xubuntu,
    LXDE (mit geringerem Funktionsumfang und für ältere Rechner) = (Ex-)Lubuntu,
    MATE (mit einfachen Gestaltungsvorlagen bezüglich der Leisten/Docks) = Ubuntu MATE
  • eher Mac ähnlich:
    Gnome Shell (Community Projekt), Unity (Firmen Projekt = Ubuntu)

Es ist relativ leicht, mit den Live-CD/DVDs (bzw. vom USB-Stick) zu testen, welches System wie auf welchem Rechner läuft und erst mal grundsätzlich dem persönlichen Geschmack am nächsten kommt. In gewissem Rahmen lässt sich so auch die Bedienung des Systems und mögliche Anpassungen ausprobieren. Einzig die Geschwindigkeit und etwas verzögerte Reaktionen darf man nicht zu ernst nehmen, wenn man von CD/DVD gestartet hat, da dies am Laufwerk und nicht am Linux liegt.
An dieser Stelle soll jedoch nicht vergessen werden zu erwähnen, dass sich die Oberfläche in gewissem Rahmen auch noch nachträglich ändern bzw. parallel dazu auch noch eine zweite oder dritte einsetzen lässt. So können Personen, die sich einen Rechner teilen, ihre individuelle Oberfläche nutzen (z.B. Unity und Xfce), oder bei der Passworteingabe entscheiden, welche Oberfläche sie für dieses mal nutzen möchten.  Wenn dies zu erwarten steht, würde ich empfehlen mit dem eigentlichen Ubuntu (Unity) anzufangen und die anderen Oberflächen nach Bedarf nach zu rüsten. (Dann aber auf jeden Fall mal hier vorbei schauen.)

Das vorläufige Ergebnis mit der aktuellen Rechner-Situation: überwiegend Xubuntu, einmal Ubuntu (Unity) und einmal Lubuntu. Leider hat die aktuelle Version von Xubuntu gleich ein paar nervige Bugs, so dass ich dies zur Zeit Anfängern, die nicht so gern an ihrem Betriebssystem rumbasteln wollen, eher nicht empfehlen kann. Wer nicht von XP vor April umsteigen muss, kann die Sache dann gemütlich angehen lassen und auf die nächste K/X/L/ubuntu Version im April 2014 warten. Wer dann die Bergziege „Trusty Tahr 14.04“ installiert genießt eine LTS-Version mit Updates bis 2019 …

[UPDATE 2019/2020 zum Umstieg von Windows 7 hier.]

Ausprobieren lohnt sich! (Und vor allem mal hier bzw. hier vorbei zu schauen … ;-)

2 Kommentare

  1. olifair

    Ich habe seit 3 Jahren xubuntu und bin sehr zufrieden damit, genauer gesagt, ich kommen im Grossen und Ganzen gut damit zurecht ohne viel Ahnung von Unix Betriebssystemen zu haben.

  2. couguariuga

    Hat dies auf ciuga rebloggt und kommentierte:
    Zur Wahl der „richtigen“ Distribution:

    Debian legt besonderen Wert auf Stabilität und kommt daher eher schlicht und konservativ daher. (Software-) Pakete werden erst dann in das Repository (Quellen) aufgenommen, wenn sie ausreichend getestet und vollständig unter bestimmten Open Source Lizenzen freigegeben sind. Daher ist die Software meist nicht auf dem aktuellen Stand. Das aktuelle Debian 7 “ Wheezy“ nutzt Gnome 3 mit Gnome Shell als Desktop-Umgebung.

    Ubuntu basiert auf Debian und wird von Canonical gesponsert, einem Unternehmen von Mark Shutleworth. Der Einfluss macht sich vorallem in der rasanten Entwicklung bemerkbar. Das Unternehmen verdient nicht an der Software, sondern am Support für seine Produkte. Der Privatnutzer profitiert von aktuellen Paketquellen und einer umfangreichen Treiberunterstützung. Mit Unity hat die Entwickler-Gemeinschaft eine eigene Desktopumgebung eingeführt. Sogenannte „Long Term Support“-Versionen garantieren das sie lange mit Updates versorgt werden und sind deshalb für den besonders für den Produktiveinsatz geeignet. Die nächste LTS-Version Ubuntu 14.04LTS „Trusty Tahr“ erscheint im April 2014 und wird dann bis 2019 mit Updates versorgt. Canonical hat angekündigt danach den bisherigen Zyklus zu unterbrechen und auf sogenannte „Rolling Releases“ umzusteigen.

    Ubuntu Gnome ist eine seit Version 13.04 eine anerkannte Variante, die wie Debian auf die Gnome Shell setzt. Vor Unity war Gnome der Standard-Desktop von Ubuntu und hat nicht nur deshalb eine sehr große Beliebtheit.

    K-,L-,Xubuntu verwenden statt Unity eine andere Desktopumgebung. Dafür ist meist auch ein anderer Fenstermanager verbunden.
    – K steht für das „K Desktop Environment“(KDE), welches bereits eine sehr lange Unix-Tradition hat.
    – L steht für „Lightweight X11“ (LXDE) und ist besonders für leistungsschwache Rechner optimiert.
    – X steht für „X-Face“ (Xfce), ebenfalls eine sehr schlichte und ressourcensparende Desktop-Umgebung.

    Linux Mint ist aktuell der wohl populärste Aufsteiger. Das Projekt hat am meisten von der „Unity“-Abwanderwelle profitiert, weil es ebenfalls auf Ubuntu basiert aber viele innovative Ansätze zeigt. Der neu entwickelte „Cinnamon“-Desktop wurde von „Gnome 3“ abgespalten und verbindet die Gnome Shell mit der traditionellen Bedienung von „Gnome 2“ / „MATE“. Die schnell wachsende Distribution kapselt sich immer mehr ab, so enstand der Window Manager „Muffin“ aus „Mutter“ und „Nautilus“ wurde zu „Nemo“. Diese Entwicklung bringt nicht nur positives mit sich.

    http://www.heise.de/open/artikel/Die-Woche-Der-Desktop-zersplittert-1659952.html

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