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Linux-Umstieg von Windows 7 (Das Desktop Wunder Teil 3)

( TL;DR; => Ubuntu MATE )

Als der Umstieg von Windows XP anstand, habe ich mich an dieser Stelle bereits mit ein paar grundsätzlichen Betrachtungen beschäftigt (siehe Das Desktop-Wunder… Teil1 mit Teil2).

Mittlerweile (2019/2020) steht für einige erneut so ein Umstieg – diesmal von Windows 7 – an und es hat sich doch so viel verändert, dass ich ein paar Dinge nachtragen möchte.

Bei der Desktopoberfläche haben sich ein paar Veränderungen ergeben, die nun meine Empfehlung in Richtung Ubuntu MATE verschieben.

Ein paar Systeme sind leider in ihrer heutigen Fassung ziemlich instabil bzw. gerade für Leute die zum ersten mal von Windows weg umsteigen möchten m.E. nur noch bedingt geeignet.

Als eine der wichtigsten Funktionen erscheint mir der korrekte Umgang mit Dateioperationen, also z.B. dem Kopieren oder Verschieben von Dateien. Für manche ist das sicher so grundlegend, dass sie gar nicht auf die Idee kämen, dass hier heutzutage noch Probleme auftauchen könnten. So ging es mir auch, bis mich in 18.04LTS Thunar (Xfce, Xubuntu) und PCManFM (LXDE, Ex-Lubuntu) und in 18.10 PCManFM-QT (LXQT, Lubuntu aktuell) mit diesem Problem vertraut machten. Das ganze scheint an Umstellungen von GTK2 zu GTK3 bzw. QT zu liegen, macht eine Empfehlung für mich nun aber auf jeden Fall unmöglich. Tests mit einem aktuellen KDE (Kubuntu) führten schon in den ersten Minuten bei einer kleinen Änderung an der Leiste zu Abstürzen, die auch nicht gerade Begeisterung auslösten. Und das „normale“ Ubuntu hat in den letzten Jahren so oft die Richtung bezüglich seiner Oberfläche geändert, dass von Stabilität auch nicht wirklich die Rede sein kann…
So blieb nach etlichen Versuchen plötzlich nur noch Ubuntu MATE übrig…

MATE hat sich u.a. durch die auf Ubuntu/Debian aufbauende Linux-Distribution MINT eine breite Nutzerbasis erschlossen und anscheinend bisher die knappen Ressourcen in die richtigen Prioritäten (wie Stabilität) gesteckt…

P.S. Noch eine kurze Anmerkung, warum nicht Linux MINT… Ich habe die Erfahrung gemacht, dass je mehr auf etwas anderes aufgebaut wird, desto mehr Abhängigkeiten / Fehlerquellen schleichen sich ein. Linux MINT baut auf Ubuntu auf, das bereits auf Debian aufbaut. Wie schon in den früheren Artikeln angemerkt, würde ich daher tatsächlich sogar direkt Debian bevorzugen, finde aber (noch) Ubuntu MATE für die mir bekannten Umsteiger den passenderen Kompromiss…

Wirklich Interessierte können sich m.E. eher mal Arch Linux anschauen… ;-)

Das Desktop Wunder Teil 1 – Welches Linux (Ubuntu?) darfs denn sein?

Auch wenn in herkömmlichen Medien äußert selten von Alternativen zu Microsoft/Windows bzw. Apple/Mac/iOS berichtet wird, gibt es wundersamer Weise doch eine Großzahl an ganz wunderbaren freien PC-Arbeitsflächen („Desktop“)…

Es gibt viele Gründe von Apple/Microsoft auf ein freies Betriebssystem umzusteigen. Bei mir stand im Vordergrund:

  1. Windows XP wurde nicht mehr unterstützt und ich war die X-te Neueinrichtung und Neuinstallation und neue Anpassung an meine Bedürfnisse und meine Arbeitsabläufe wirklich leid.
  2. Die Apple-Gängelungen waren mir zu massiv, zu teuer und die Einarbeitung in die Mac-OS-X-Besonderheiten zu anstrengend.
  3. Die halbgaren „Sicherheits-Tipps“ („Achten Sie auf einen aktuellen Virenschutz und eine Firewall“) haben mich genervt… Das Starten eines Live-Linux von einer externen DVD bringt mir einen so viel höheren Sicherheitsgewinn, dass ich natürlich das für das Online-banking genutzt habe. Dabei stellte sich mir die Frage, warum ich dieses schicke, ansprechende, unkommerzielle und kostenlose Linux nicht auch im Alltag einsetze.
  4. Mein Unix-Wissen, das ich seit meiner Zeit am MIT (1992) besitze, kann ich unter Linux auch heute noch nutzen, während ich gar nicht mehr weiß, wie oft ich von Microsoft und Apple schon zum umlernen gezwungen wurde.
  5. Als Informatiker habe ich gern ein System, dass ich an meine Bedürfnisse möglichst gut anpassen kann und dann nicht alle paar Jahre wieder erneut anpassen muss, nur um weiterhin die nötigen Sicherheitsupdates zu bekommen.
  6. Es ärgert mich, wenn mir ein Softwareunternehmen vorschreiben will, wann ich ein neues Betriebssystem kaufen und meinen alten Computer wegschmeißen soll und mir keine praktikable Möglichkeit gibt, dies zu verhindern.
  7. Ich helfe gerne und dabei unterstützt mich Freie Software optimal, während Microsoft und vor allem Apple es mir unnötig schwer machen.
  8. Wie beim Auto- oder Kleider-kauf habe ich gern eine bequeme Auswahl passend zu meinen individuellen Geschmack und meinen Interessen. Ich liebe große Speisekarten (wenn die Qualität stimmt ;-) …
  9. Ich steh auf die Philosophien der FSF.

Aus diesen Erwägungen heraus war schon mal klar, dass es ein GNU/Linux (und z.B. kein BSD) werden sollte, da es u.a. am wahrscheinlichsten bei möglichst vielen Personen läuft (Hardwareunterstützung).
Immer im Blick, wie ich mit meiner Systemwahl relativ unkompliziert evtl. auch andere unterstützen kann, hier kurz mein Blick auf verschiedene Linux-Grundgerüste:

  • Debian ist ein echtes Community Projekt das am weitesten verbreitet und mir am sympathischsten ist.
  • Fedora (war Red Hat)hängt irgendwie doch noch an einer kommerziellen Firma die sich mehr um Server als um Endnutzer kümmert und bietet keinen Langzeitsupport.
  • Suse hängt an einer kommerziellen Firma und hat mich schon Ende der 90er begleitet, ist mir allerdings nicht verbreitet genug.
  • Mandriva hängt an einer kommerziellen Firma, hat mir eine zu kleine Verbreitung und ist mir zu Französisch. ;-)
  • Ubuntu hängt an einer kommerziellen Firma (mit teilweise umstrittenen Methoden), ist allerdings auf dem Desktop am häufigsten anzutreffen, basiert auf Debian und bietet in meinem Umfeld den höchsten Komfort.

Wer sich als Minderheit immer ein wenig verlassen fühlt, kommt wohl in den meisten Fällen an Ubuntu kaum vorbei. So wäre rein für mich die Wahl klar auf Debian gefallen, im Hinblick auf die Vorlieben der Freunde, deren Rechner ich ebenfalls umstellen soll, habe ich mich nun allerdings vorerst auch für eine Ubuntu-Basis (und damit nur indirekt für Debian) entschieden. Durch mehrere umstrittene Entscheidungen der Firma hinter Ubuntu (z.B. hier, hier, hier), kann es sein, dass ich das 2014/2015 revidiere und dann doch direkt zu Debian wechsle, bin aber noch zuversichtlich, dass dies in den Geschmacksrichtungen die ich gewählt habe nicht nötig wird. Denn die Wahl der Basis ist eine Sache, aber auf diese Fundamente setzen nun noch diverse Oberflächen auf, die wiederum mehr oder weniger individuell gestaltet werden können, z.B.

  • eher Windows ähnlich:
    KDE (sehr schick und komfortabel) = Kubuntu,
    Xfce (etwas schlichter) = Xubuntu,
    LXDE (mit geringerem Funktionsumfang und für ältere Rechner) = (Ex-)Lubuntu,
    MATE (mit einfachen Gestaltungsvorlagen bezüglich der Leisten/Docks) = Ubuntu MATE
  • eher Mac ähnlich:
    Gnome Shell (Community Projekt), Unity (Firmen Projekt = Ubuntu)

Es ist relativ leicht, mit den Live-CD/DVDs (bzw. vom USB-Stick) zu testen, welches System wie auf welchem Rechner läuft und erst mal grundsätzlich dem persönlichen Geschmack am nächsten kommt. In gewissem Rahmen lässt sich so auch die Bedienung des Systems und mögliche Anpassungen ausprobieren. Einzig die Geschwindigkeit und etwas verzögerte Reaktionen darf man nicht zu ernst nehmen, wenn man von CD/DVD gestartet hat, da dies am Laufwerk und nicht am Linux liegt.
An dieser Stelle soll jedoch nicht vergessen werden zu erwähnen, dass sich die Oberfläche in gewissem Rahmen auch noch nachträglich ändern bzw. parallel dazu auch noch eine zweite oder dritte einsetzen lässt. So können Personen, die sich einen Rechner teilen, ihre individuelle Oberfläche nutzen (z.B. Unity und Xfce), oder bei der Passworteingabe entscheiden, welche Oberfläche sie für dieses mal nutzen möchten.  Wenn dies zu erwarten steht, würde ich empfehlen mit dem eigentlichen Ubuntu (Unity) anzufangen und die anderen Oberflächen nach Bedarf nach zu rüsten. (Dann aber auf jeden Fall mal hier vorbei schauen.)

Das vorläufige Ergebnis mit der aktuellen Rechner-Situation: überwiegend Xubuntu, einmal Ubuntu (Unity) und einmal Lubuntu. Leider hat die aktuelle Version von Xubuntu gleich ein paar nervige Bugs, so dass ich dies zur Zeit Anfängern, die nicht so gern an ihrem Betriebssystem rumbasteln wollen, eher nicht empfehlen kann. Wer nicht von XP vor April umsteigen muss, kann die Sache dann gemütlich angehen lassen und auf die nächste K/X/L/ubuntu Version im April 2014 warten. Wer dann die Bergziege „Trusty Tahr 14.04“ installiert genießt eine LTS-Version mit Updates bis 2019 …

[UPDATE 2019/2020 zum Umstieg von Windows 7 hier.]

Ausprobieren lohnt sich! (Und vor allem mal hier bzw. hier vorbei zu schauen … ;-)